In feuchten Kellern. In Florenz warten noch viele Kunstwerke auf ihre Restaurierung Henning Kluever Suddeutsche Zeitung 4/11/2005
Florenz trägt schwer an seinem Reichtum an Kunst- und Kulturgütern. In einer Stadt, in der ein Leonardo ebenso zu Hause war wie ein Michelangelo, ein Giotto wie ein Botticelli, haben es sogar Werke von Giorgio Vasari, dem Hofmaler der Medici im 16. Jahrhundert, schwer, sich öffentliche Anerkennung zu verschaffen. Jedenfalls wartet ein großes Vasari-Fresko aus der Kirche Santa Cro-ce mit einer Abendmahlsdarstellung seit Jahrzehnten auf seine Restaurierung. Es teilt sein Schicksal mit Arbeiten von Künstlern wie Bernardo Daddi, Carlo Dolci oder Francesco Salviati. Ihre Werke wurden jetzt im Keller eines Palazzo entdeckt, den die Gemeinde an einen Privatmann verkaufen will. Sie gehören zur Erbmasse der großen Flut, die am 4. November 1966 weite Teile von Florenz bis zu vier Meter hoch unter Wasser setzte. Die Gullys explodierten und Öl aus den Heizungstanks vermischte sich mit den Arno-Fluten. Kunstschätze von unermessbarem Wert - Inkunabeln und Gemälde, Holzskulpturen und Intarsienarbeiten - wurden damals zerstört. Vieles konnte dennoch, auch mit internationaler Hilfe, notdürftig gerettet werden - restauriert wurde bis heute allerdings nur das Wichtigste. Nach anfänglich weltweiter Anteilnahme ist der Spendenfluss längst versiegt. Und die ursprünglich zentral koordinierten Zuständigkeiten wurden auf mehrere Dienststellen aufgeteilt. Beim Denkmalschutzamt beschäftigt sich heute eine einzige Person mit dem enormen Nach-lass der Flut. Wie der Corriere della sera berichtet, warten allein in städtischen, teilweise feuchten Lager- und Kellerräumen rund 280 wertvolle Tafelbilder, mehrere Dutzend in ihre Einzelteile zerlegte Fresken und Hunderte von Holzarbeiten aus Gotik, Renaissance und Barock auf ihre Restaurierung. Dazu kommen weitere Lager, die im Umkreis der toskani-schen Regionalhauptstadt eingerichtet wurden. Von denen in Privatbesitz oder von religiösen Einrichtungen ganz zu schweigen. Geplant ist jetzt, die Kunstwerke in der Kartause von Galuzzo bei Florenz zusammenzufassen, wo bereits ein großes Lager von flutgeschädigten Arbeiten besteht. Hier wäre aber kein Raum für neue Restaurierungswerkstätten, denn öffentliche Einrichtungen wie das „Opificio delle Pietre Dure", das der Accademia angeschlossen ist, platzen aus allen Nähten. Dabei könnte Florenz mit all diesen Arbeiten eine Art „Überschwemmungsmuseum" einrichten, um das es die Welt beneiden würde.
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